PA Speaker Shootout

von | Jul 7, 2019 | Allgemein

Ich hatte vor kurzem die Möglichkeit bei einem PA-Shoot-Out einer Band dabei zu sein. In diesem Beitrag schildere ich euch meine Eindrücke des Shoot-Outs. Weiters möchte ich euch ein paar Anregungen geben, falls ihr mit eurer Band vor einer ähnlichen Situation steht.

Gleich vorweg: Ich kann euch wärmstens empfehlen ein PA-Shoot-Out mitzumachen, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt!

Hintergrund

Die Band, um die es ging, hat ca. 30 bis 40 Auftritte pro Jahr und gehört damit bereits zu einer viel engagierten Band im Bereich der Tanzmusik. Von kleinen Hochzeitsauftritten bis hin zu großen Events – alles ist dabei. Die Musiker sind im Besitz eine PA-Anlage der Marke RCF bestehend aus folgenden aktiven Komponenten:

  • 2x aktiv Subwoofer RCF 4Pro 8003 AS – 18“ Woofer, 1000W RMS
  • 2x aktiv Topboxen RCF ART 725-A – 15“ Woofer / 2“ Hochtöner, 500W / 250W RMS

Mit dieser Anlange ist eine Beschallung von ca. 200-300 Leuten Indoor ausreichend. Bei größeren Veranstaltungen ab 300 Leuten Indoor oder bei Outdoor-Veranstaltungen kommt man mit diesen PA-Komponenten aber an seine Grenzen.

RCF 4Pro 8003 AS

RCF ART 725-A

Da auch größere Feste gespielt werden, war die Überlegung eine neue PA-Anlage anzuschaffen.

Für das Shoot-Out wurde somit eine weitere PA-Anlage der Marke RCF organisiert. Die Topboxen und die Subwoofer sollten mehr Leistung bringen als das vorhandene System. Eine weitere Besonderheit war die Bauform der Topboxen als Säulenlautsprecher. Diese PA-Anlage bestand aus unten stehenden Lautsprechern:

 

  • 2x aktiv Subwoofer RCF 8004 AS – 18“ Woofer, 1250W RMS
  • 2x aktiv Topboxen RCF NXL-24A – Säulenlautsprecher – 4×6“ Woofer / 1×2,5“ Hochtöner, 500W / 200W RMS

RCF 8004 AS

RCF NXL-24A

Des weiteren wurde auch ein PA-Verleiher eingeladen, welcher zwei PA-Anlagen mit im Gepäck hatte. Die Anlagen waren passive Anlage der Marke d&b. Die erste Anlage bestand aus 2x Topboxen d&B V-Serie V7P – 2×10“/8“/1,4“ – 500W RMS Belastbarkeit und 4x Subwoofer d&b V-Serie V-GSUB – 18“/12“ kardoid – 800W RMS

Die zweite Anlage war eine ältere d&b Anlage mit ähnlichen Komponenten. Der Sound war vergleichbar zur V7-Serie nur etwas dumpfer.

d&b V7P

d&b V-GSUB

Für das Shoot-Out wurden seitens der Band folgende Fragen in den Raum gestellt

  • Wie gut klingt die bestehende Anlage im Vergleich zu anderen Anlagen?
  • Wie laut ist die bestehende Anlage im Vergleich zu anderen Anlagen?
  • Ist das Zumieten einer Anlage (eventuell inkl. Aufbau) eine Alternative?

Die Location und der Aufbau

Wir hatten den „Luxus“ aus 2 möglichen Locations für das PA-Shoot-Out zu wählen. Die zweite Location kam einer Veranstaltungshalle näher, weshalb die Wahl auf diese Halle viel.

Die Band hatte ihr komplettes Setup mitgenommen um ihre live gespielten Songs über die Anlage hören zu können. Da alle Bandmitglieder Funk-Systeme für ihre Instrumente hatten, konnten sie sich während des Spielens frei in der Halle bewegen (der Drummer natürlich ausgenommen). Somit konnten sich die Musiker einen guten Eindruck über den Sound der PA-Anlagen verschaffen. Die eigentliche Bewertung über Klang und Lautstärke der einzelnen Anlagen wurde aber durch das Einspielen von Musik gemacht.

Hier die Aufstellung der PA-Anlagen von außen nach innen:

  • (1) d&b V7-Serie
  • (2) Bandeigene RCF 4Pro 8003 AS + RCF ART 725-A. Die rechte Box befand sich beim Test auf der Distanzstange zum Subwoofer (3).
  • (4) RCF NXL-24A (auf nicht zugehörige Subwoofer montiert) – für Testzwecke wurden die dazu gehörigen Subwoofer RCF 8004 AS zusammen in die Mitte gestellt (5).
  • Kleinere d&b Anlage inkl. 4x Subwoofer (6)

 

Setup am Mischpult

Die Band nutzt für ihre Live-Auftritte ein Behringer X32 Mischpult. Ich hatte die Aufgabe mir ein Setup zum Testen der Anlagen zu überlegen.

Meine Überlegung war, dass ich die Subwoofer und die Tops – zumindest für die beiden aktiven RCF-Anlagen – getrennt voneinander abhören wollte. Dadurch konnte ich auch die Limiting-Grenzen der Tops und Subs leicht feststellen.

Die Musik wurde auf den Stereobus und auf den Mono/Center-Bus geschickt. Damit Musik auch auf den Center/Mono-Bus ankommt, muss in den entsprechenden Channels der Mono/Center-Bus aktiviert und der dazu gehörige Fader aufgezogen werden.

 

Vom Main-LR-Bus und vom Mono/Center-Bus aus wurde die Musik über die Sends auf die sechs Matrixkanäle verteilt. Jede Anlage erhielt also zwei Signale für die Tops (L und R) und ein Signal für die Subwoofer. Dadurch konnte ich mit den Mute-Tastern der Matrixkanäle die Komponenten der PA-Anlage schnell ein- und ausschalten.

 

Damit diese Vorgehensweise funktionierte, musste ich mir eine „Frequenzweiche“ im Mischpult basteln. Die Frequenzweiche zwischen Subwoofer und Top-Boxen der PA-Anlage setze ich somit außer Kraft und legte meine eigene Trennfrequenz von 100Hz zwischen Subwoofer und Top-Boxen im Mischpult fest. Etwaige „Verfälschungen“ durch eine nicht optimal gesetzt Trennfrequenz nahm ich in Kauf.

 

Hi-Cut für die Subwoofer (im Mono/Center Bus)

Low-Cut für die Top-Boxen (im Main-LR-Bus)

Shootout-One

Das erste Shoot-Out fand zwischen den beiden RCF-Anlagen statt.

Die Frage bei diesem Shoot-Out war folgende:
Wie klingt ein RCF NXL-24A Säulenlautsprecher im Vergleich zu einer konventionellen 2-Wege Box RCF ART 725-A und welche Unterschiede sind von den Subwoofern RCF 4Pro 8003 AS und RCF 8004 AS zu erwarten?

Natürlich war auch die Lautstärke bis zum Clipping-Bereich ein wichtiges Argument.

Das Ergebnis war überraschend. Die Säulenlautsprecher hatten einen sehr modernen, klaren Sound, aber im Vergleich zu den herkömmlichen 2-Wege Boxen war der Sound fast steril und es fehlte einfach an „Wärme“. Vier von fünf Personen waren vom Sound der Säulenlautsprecher nicht überzeugt.

Ich möchte an dieser Stelle die RCF ART 725-A auf keinen Fall schlecht machen. Dieses System hat viele Vorteile, wenn es um Reichweite, Lautstärke und um Kompaktheit geht. In diesem Shoot-Out konnten die Säulenboxen vom Sound her aber nicht überzeugen.

Einen Unterschied machte jedoch die Lautstärke aus. Während die herkömmlichen 2-Wege-Boxen RCF ART 725-A in der großen Halle schnell ins Clippen kamen, hatten die RCF Säulenboxen noch einiges an Reserven. Ebenso die RCF 8004 AS Subwoofer konnten von der Lautstärke überzeugen. Es war deutlich mehr Druck wahrzunehmen als bei der 4Pro 8003 AS Serie.

Mir persönlich war es auch wichtig, das Zusammenstellen der Subwoofer zu testen. Dieser Test hatte nichts mit dem eigentlichen Shoot-Out zu tun. Mit diesem Test wollte ich die Band davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, Subwoofer generell zusammen zu stellen, wenn es die Location zulässt.

Zu Beginn hatten wir die Subwoofer RCF 8004 AS auseinander gestellt und ein Sinussignal von 60Hz nur auf die Subs gespielt. Durch das Auseinanderstellen der Subs, ergaben sich Bereiche in der Halle wo die 60Hz deutlich abgeschwächt zu hören waren. Das hat einerseits mit den Reflexionen im Raum zu tun (Schallwellen löschen sich aus oder verstärken sich, wenn sie aufeinander treffen), aber andererseits auch mit der Aufstellung der Subwoofer zueinander. Stellt man die Subwoofer zusammen, hat man statt zwei nur mehr eine punktförmige Schallquelle. Die beiden eng beieinander stehenden Schallquellen ergänzen sich viel besser.

In dieser Aufstellung wurden die „Basslöcher“ deutlich weniger.

 

Shootout-Two

Hier stellte ich mein Setup um. Auf jeweils 2 Matrixkanälen hängte ich nun eine PA-Anlage. Die Subwoofer habe ich nicht mehr getrennt angesteuert. In diesem Shoot-Out testeten wir drei PA-Anlagen parallel.

 

Die beiden d&b Anlagen wurden zueinander und im Vergleich zur RCF NXL-24A mit den beiden RCF 8004 AS verglichen.

Alleine der preisliche Unterschied der d&b-Anlagen sollte deutlich machen, dass man nun von einer Amateur-Liga in die Profi-Liga wechselt. Die beiden d&b Anlagen waren einfach überragend! Klarer Sound mit definierten Bässen und das auch bei hoher Lautstärke.

Beeindruckend waren auch die Cardioid-Subwoofer der V7-Serie. Durch geschicktes Zusammenspiel 2er Membranen in den Subwoofern erreicht man eine nierenförmige Abstrahlung der Subwoofer. Die Hauptenergie der Subwoofer wird somit nur nach vorne zum Publikum abgestrahlt. Dadurch ist man auf der Bühne besser vor einstreuenden tiefen Frequenzen in die Mikrofone geschützt.

Die Entscheidung

Das finale Ergebnis bzw. die Entscheidung wurde durch eine Mischung aus Sound, Wirtschaftlichkeit und Bequemlichkeit begründet.

Da eine neue PA-Anlage in der Preisklasse der RCF NXL-24A Topboxen und der RCF 8004 AS Subwoofer keine Verbesserung des Sounds brachte und die maximal Lautstärke für sehr große Feste dennoch nicht ausreichend sein wird, entschloss man sich, bei größeren Veranstaltungen eine PA-Anlage zu zu mieten.

Da die Band bereits eine funktionierende PA-Anlage für kleinere Gigs hatte, wären erneute Ausgaben für eine weitere PA-Anlage nicht wirtschaftlich gewesen. Vor allem, weil man für richtig große Feste für eine vernünftige PA-Anlage tief in die Tasche greifen müsste. Auch der Transport der Anlage wäre bei einer noch größeren PA-Anlage nur schwer zu realisieren gewesen.

Wenn man 30-40 Shows pro Jahr spielt, möchte man etwas Bequemlichkeit genießen. Auch wenn unterm Strich beim Zumieten einer PA-Anlage pro Gig weniger für die Musiker überbleibt, bleibt ihnen die vorab große Investition erspart. Darüber hinaus ist es für die Musiker angenehm, wenn man sich um die PA-Anlage und um deren Aufbau und Transport nicht kümmern muss.

Fazit

Eine PA-Anlage aufgrund von Testberichten zu kaufen kann funktionieren. Empfehlenswert ist es aber immer, die Anlage vorher zu testen. Dabei ist es von Vorteil, dass man mindestens eine weitere PA-Anlage zum Test mitnimmt.

Das menschliche Ohr – zumindest das ungeübte – neigt dazu, von lauter Musik, die aus einer großen Anlage kommt, schnell beeindruckt zu sein. Wenn man also nur eine Anlage ohne Vergleichswerte testet, kann man Stärken und Schwächen einer Anlage nur schwer eruieren.

Der Aufwand ist sicherlich nicht ohne, vor allem wenn man sich selbst um eine Location umsehen muss. Da eine vernünftige PA-Anlage aber doch ein paar tausend Euro kostet, ist der Aufwand auf jeden Fall gerechtfertigt.

Die verschiedenen Bauweisen der PA-Anlagen haben einen unterschiedlichen Sound. Ein Säulenlautsprecher klingt anders als eine 2- oder 3-Wege-Box oder wie ein Line-Array-System.

Wichtig ist auch wie weit ein Lautsprecher den Sound ins Publikum transportieren kann. Eine punktförmige Schallquelle transportiert den Sound nicht so weit wie eine zylindrische Schallquelle (Säule oder Line-Array).

Im Endeffekt muss immer das Ohr entscheiden, was einem besser gefällt.

Bei den Tests sollte auch die Lautstärke geprüft werden. Wie laut kann man eine PA-Anlage aufdrehen bevor sie ins Clipping kommt und wie klingt die Anlage dabei?

Über die Größe der Anlage sollte man sich bereits im Vorhinein viele Gedanken machen.

Ab einem gewissen Punkt bzw. ab einer gewissen Größe der Veranstaltung, ist es als Band nicht mehr wirtschaftlich in eine eigene, große PA-Anlage zu investieren. Aus diesem Grund gibt es professionelle PA-Verleiher, die Erfahrung haben und einem als Band viel Arbeit abnehmen.

In unserem Fall war das Shoot-Out ein Augenöffner für die Band. Da die Band bereits eine gute PA-Anlage für kleinere Gigs hatte, waren ein paar tausend Euro mehr für eine etwas lautere PA-Anlage einfach nicht wirtschaftlich. Das Zumieten einer PA-Anlage bei größeren Veranstaltungen ist die beste Entscheidung.