Live Mixing mit In Ear Monitoring (IEM)

von | Apr 19, 2019 | Allgemein

Mischen mit Remote-Steuerung über Tablet oder Ipad ist bei kleinen Gigs aber auch bei mittelgroßen Veranstaltungen kaum mehr weg zu denken. Digitale Mischpulte ohne physische Bedienelemente wie Fader oder Drehregler sind sehr günstig und bieten viele Bearbeitungsmöglichkeiten. Wofür man früher ein großes Mischpult mit vollen Side-Rack benötigte, braucht man heute nur mehr ein kleines, handliches Kästchen mit Ein- und Ausgängen.

Hardware Fader Ade!

Die Art des Mischens hat sich durch das Fernbedienen des Mischpults verändert. Alles wird mittels Tablet oder Ipad gesteuert. Software steht im Mittelpunkt und diese lässt sich perfekt mit einem Tablet oder einem Ipad steuern.
Die Bedienung der Mischpulte über ein Tablet ist einfach und intuitiv. Wer öfters mit einem Tablet mischt, möchte diese Arbeitsweise nicht mehr missen. Mit etwas Übung macht das Mischen richtig Spaß. Einstellungen an EQ und Kompressor gehen leicht von der Hand und auch das Bedienen mehrerer Fader gleichzeitig stellt kein Problem dar. Spaß macht vor allem auch, dass man als Tontechniker mitten im Geschehen sein kann.

Durch das Mischen mit einem Tablet hat sich auch das Umfeld geändert. Einen FOH-Platz sucht man bei kleineren Veranstaltungen meist vergebens. Die Mischpulte werden meist direkt auf der Bühne aufgestellt. Somit fällt leider die Möglichkeit, Kopfhörer an ein Mischpult anhängen zu können weg.

Man möchte aber nicht auf alles verzichten. Kopfhörer waren und sind nach wie vor ein wichtiges Werkzeug um chirurgische Eingriffe vornehmen zu können.

Wofür benötigt man Kopfhörer?

Das Arbeiten mit Kopfhörern ist praktisch wenn es um störende Bereiche oder Resonanzen in den Signalen geht, welche man aus einem „Soundbrei“ nicht exakt herausfiltern. Auch das Einstellen von Gates oder Kompressoren für einzelne Signale ist mit Kopfhörern leichter.
Praktisch sind Kopfhörer auch, wenn man Bühnenmonitore oder In-Ear-Kanäle der Musiker abhören möchte. So kann man rasch kontrollieren, welcher Musiker welchen Mix bekommt.

Mein Setup LD-Systems MEI 1000 G2

Seit einigen Gigs habe ich immer ein Funk-In-Ear-System mit. Dadurch bin ich weiterhin mobil und kann mich noch intensiver um den Sound kümmern.

Ich habe mir ein LD-Systems MEI 1000 G2 Funk-IEM zugelegt, da das Preis/Leistungs-Verhältnis einfach stimmt. Ich kann mit diesem System zwar keine Ohr umschließenden Kopfhörer laut genug betreiben, aber die mitgelieferten In-Ear-Stöpsel sind – auch wenn sie sehr billig wirken – perfekt für meine Anwendung geeignet. Die Lautstärke reicht vollkommen aus und das leichte Grundrauschen des Systems finde ich als nicht störend. Die Kopfhörer sind sehr schnell in den Gehörgang eingebracht, was äußerst praktisch ist um Signale rasch überprüfen zu können.

Ich habe auch teurere In-Ear-Kopfhörer probiert, war aber mit der Handhabung nicht zufrieden. Ich benötigte zu viel Zeit um die Kopfhörer richtig in den Gehörgang einbringen zu können. Auch der Sound der teureren In-Ear-Kopfhörer hat mich teilweise nicht überzeugt.

Vergleich mit kabelgebundenem Kopfhörerverstärker Presonus HP2

Ich habe das Funksystem auch mit einem kabelgebunden Kopfhörerverstärker von Presonus HP2 verglichen. Die Unterschiede sind für meine Anwendung aber kaum relevant. Ich will unschöne Resonanzen aufdecken oder Gates exakt einstellen. Für diese Art der Anwendung brauche ich keinen absolut perfekten Sound.

Da ich den Unterschied zwischen Funk und kabelgebundenen Systemen aber genau wissen wollte, habe ich jedes System mit rosa Rauschen beschickt und den Kopfhörerausgang wieder aufgenommen. Die Soundfiles in 24bit / 48kHz findet ihr nebenan. Bitte nur mit Studiokopfhörer abhören!

Die Unterschiede bei einem Signal wie rosa Rauschen sind sofort hörbar. Der größte Unterschied zeigt sich vor allem im beschnittenen Hochtonbereich beim Funk-Signal. Hier wird bereits ab ca. 12kHz bedämpft. Vergleicht man z.B. zwei mp3-Files miteinander, sind die Unterschiede viel weniger gravierend. Ein Laie würde hier kaum bis wenig Unterschied wahrnehmen. Neben den beschnittenen Höhen würde ich den Sound beim LD-Systems MEI 1000 G2 im Vergleich zum kabelgebundenen Presonus HP2 als etwas platter bezeichnen. Auch die Bässe gehen etwas verloren. Für meine Anwendung stellt dies aber kein Problem dar. Meines Erachtens wird mit dem LD-Systems MEI 1000 G2 System ausreichend viel für wenig Geld geboten.

Grafischer Unterschied LD Systems MEI 1000 G2 / Presonus HP2

In diesem Bild habe ich euch den Unterschied der beiden Systeme grafisch dargestellt. Schön zu sehen ist, wie das Funk-Signal bei ca. 12kHz bedämpft wird. (grün=Presonus HP2 / weiß=LD Systems MEI 1000 G2)

In Ear Stöpsel um Ohren zu schonen

Kommen wir zu einem weiteren Vorteil beim Mischen mit In-Ear-Systemen.
Ich kann die Kopfhörer als Gehörschutz verwenden. Unsere Ohren benötigen ab und zu eine Pause. Auch wenn ihr es schafft, das der Konzertabend von der Lautstärke angenehm ist, werden eure Ohren dennoch beansprucht. Bei leise gestelltem Summensignal auf dem In Ear Kopfhörer, kann man seinen Ohren zwischendurch immer wieder kleine Pausen gönnen, ohne dass der Gesamtsound aus den Augen bzw. Ohren verloren wird.

Einstellungen am Behringer X32

Bevor wir unser Funk-System nutzen können, müssen wir es noch am Monitor-Out unseres X32 anschließen. Beim X32 Rack habe ich leider nur unsymmetrische Klinkenausgänge zur Verfügung. Die große X32 Variante bietet jedoch symmetrische Ausgänge.

Die Einstellungen am Funk-System lasse ich in diesem Artikel außen vor.

Nun möchte ich euch noch ein paar Tipps zu den Einstellungen am Behringer X32 geben, welche meines Erachtens Sinn machen. Diese Tipps und Einstellungen werden anhand der Ipad App „X32 Mix“ erklärt.

 

Show Solos

Zuerst sollte man im Home Menü die Funktion „Show Solos“ aktivieren, damit neben den MUTE-Tastern der einzelnen Channels auch die SOLO-Taster am Bildschirm auftauchen.

Einstellungen im Monitor Menü

Die wichtigsten Einstellungen im Menü „Monitor“ habe ich euch in 5. Punkten zusammengefasst.

1) Menü Monitor

Im Menü „Monitor“ hat man verschiedene Möglichkeiten wie man Signale abhören kann.

2) Monitor Level

Mit dem Drehregler „Monitor Level“ kann man die Gesamtlautstärke des Kopfhörers einstellen. Diesen Wert stellt man am besten auf 0dB. Die passende Lautstärke stellt man anschließend am Empfangsgerät ein, welches man bei sich trägt.

3) Monitor Settings

In der Liste „Monitor Settings“ wählt man aus, welches Signal man abhören möchte wenn kein SOLO-Taster gedrückt ist. Wenn man auf „LR AFL“ stellt, hört man den Main-LR-Bus nach dem Fader ab. So bekommt man mit wie der grafische EQ in der Summe arbeitet. Man hat hier den Nachteil, dass die Lautstärke nun von der Position des Master-Faders abhängig ist. Da dieser bei mir aber immer rund um 0dB angeordnet ist, stellt dies kein Problem dar. Würde man hingegen auf „LR PFL“ stellen, dann würde man das Signal vor dem grafischen EQ abhören und die Faderstellung des Master-Faders hätte keinen Einfluss auf die Lautstärke. Grundsätzlich haben beide Einstellungen ihre Berechtigung. Man kann während der Show zwischen den beiden Signalen umschalten um zu hören wie der grafische EQ in der Summe arbeitet.

4) Source Trim

Mit diesem Regler stellt man die Lautstärke des Signals ein, welches man hört wenn kein Solo-Taster gedrückt ist. Im Bild dargestellten Fall verändert man mit dem „Source Trim“ Regler die Lautstärke des Main-LR-Signals welches nach dem Masterfader abgegriffen wird. Dieser Regler hat keinen EInfluss auf die Lautstärke, wenn man in einem Channel auf „Solo“ drückt und ein oder mehrere Signale abhört.

5) Solo Options

In den Solo Optionen stellt man am besten folgendes ein:

Exclusive last“ bleibt deaktiviert. Durch Deaktivierung kann man auch mehrere Signale gleichzeitig abhören. Ist „Exclusive last“ aktiviert, springt immer das letzte SOLO raus wenn man auf einem anderen Kanal auf SOLO drückt.

Solo Follows Select“ benötigt man nicht und bleibt deaktiviert.

Ch Solo AFL“ bleibt ebenso deaktiviert. Änderungen an Gate, EQ und Kompressor bekommt man trotzdem mit. Würde man „CH Solo AFL“ aktivieren, würde bei Drücken eines SOLO-Tasters im Channel die Position des Channel-Faders Einfluss auf das abgehörte Signal haben. Das möchte man beim Abhören von einzelnen Signalen nicht.

Wichtig ist noch die Option „MixBus Solo AFL“. Dies sollte aktiviert sein, damit man auch die Einstellungn des grafischen EQs mitbekommt, wenn man z.B. einen Bühnenmonitor oder ein In-Ear-System eines Musikers abhören möchte.

Um alle gedrückten SOLOs mit einem Knopfdruck deaktivieren zu können ist der Button „Clear Solo“ sehr hilfreich.

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch kurz die  Regler „Delay“ und „Dim Attenuation“ erklären. 

Mit „Delay“ kann man das abgehörte Signal verzögern um den Sound aus der PA-Anlage mit dem Sound aus den Lautsprechern oder in unserem Fall aus dem Kopfhörer zeitlich anzupassen. In unserem Fall benötigen wir diese Funktion nicht.

Mit „Dim Attenuation“ kann man auf Knopfdruck den gesamten Monitor-Sound um den eingestellten dB-Betrag dämpfen.

 

Hier ein Foto von mir mit Ipad und In-Ear-System. Das Ipad trage ich in der linken Hand. Ich habe für das Ipad ein eigenes Case/Halterung mit Schlaufe, damit ich es leicht in einer Hand tragen kann. Die Halterung hat auch einen Gurt, damit ich das Ipad auch mal umhängen kann falls ich beide Hände benötige.
Wenn du es genau wissen möchtest → Hier geht’s zur Ipad-Halterung.
Den Empfänger für mein IEM trage ich auf der rechten Seite. So kann ich schnell ein- und ausschalten bzw. die Lautstärke anpassen. Das Kopfhörerkabel verläuft den Rücken entlang und teilt sich am Nacken nach links und rechts auf. So hängen die Stöpsel bereits in Ohrennähe wenn ich sie rasch brauche.

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat oder du noch Fragen hast, hinterlasse mir ein Kommentar.

Grüße, Gerald von GRZ Audio